23.11.2023
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NEU IM JETZT

Für den Frieden in uns und der Welt

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Vor ein paar Jahren habe ich ein Buch geschrieben, es heißt „NEU – ein intimer Dialog mit dem Leben“. Ein Buch, was dem Frieden dient, was sich mit der tiefen und ernsthaften Frage beschäftigt, wie wir als Menschheit in ein neues Bewusstsein wechseln können.

Das ist wunderschön, doch gibt es mit diesem Buch immer auch einen kleiner Stachel in mir. Viel ist seither geschehen, in der Welt und mit mir, was ich niemals gedacht hätte, auch wenn ich Zeichen davon gesehen habe, auch wenn ich es – gerade im schreiben der eckigsten Stelle des Buches – geahnt habe. Dass da Seiten hervorkommen, mit denen ich absolut nicht in Frieden bin, und wie sich das zeigt und auswirkt. Und ich glaube genau darin besteht meine Scham mit diesem Werk – dass es nicht zu einer großen Erlösung kommt. Sondern dass es schlicht aufzeigt, was es dazu braucht: Eine so tiefgehende, schamlose Ehrlichkeit und Verantwortlichkeit mit uns selber, dass es mich immer wieder scheut, das überhaupt meinen potentiellen Lesern zuzumuten.

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Es ist so spürbar, an was für einem krassen Abgrund wir stehen. Und zwar nicht nur wegen der „Bösen“ da draußen, sondern wegen der Verstecktheit, Abgeschnittenheit und tiefen Verdrängung des „Bösen“ in uns. Auf die eine oder andere Art sind wir alle in einer Illusion gefangen, dass wir besser sind als die, die so gräuliche Taten begehen. Und wann, wenn nicht jetzt, wird uns das so deutlich ins Gesicht gehalten. Es GESCHEHEN die Gräueltaten. Es GESCHIEHT das Unfassbare. Das ist einerseits nichts neues, aber andererseits… so brutal und pur kam es für mich noch nie zutage. Zumindest konnte ich es noch nie so deutlich sehen und fühlen, war es immer abgemildert durch die zeitliche, äußere oder die innere Distanz. Doch jetzt ist es da. Bedrängt mich, bedrängt unsere Blase, unsere westliche Welt, und es ist fast nicht auszuhalten, wie schrecklich das ist. Wie schrecklich eigentlich die mannigfaltigen, grauenvollen Realitäten in der Menschenwelt sind, mit denen wir tagtäglich konfrontiert werden.

Das ist die eine Seite des Grates auf dem ich gehe – der Abgrund der Schrecklichkeit. All das, was ich furchtbar finde in der Welt und kaum in seiner Gänze an mich ranlassen kann, einfach weil es mich überfordert. Und doch mir so nahe kommt. Die Kunst ist, es ranzulassen ohne drin unterzugehen. Es mit dem Fühlen zu berühren, ohne davon überrollt zu werden.

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Die andere Seite, die in diesem Buch immer wieder blinkt und scheint und ihre wundervollen Fühler mir entgegenstreckt… ist die Frequenz des Neuen. Es heißt ja nicht umsonst „NEU“. Ist die Frequenz eines Lebens, der Essenz in uns, die in purer Liebe pulsiert, die mit ihrer Freude und ihren Farben und unermüdlichen Zuwendung in alles hineinreichen kann. Die ich als „Ich“ in meinem Kern erlebe. So eine atemberaubende Schönheit in der Qualität, die dort lebt. Wie gerne hätte ich ein Buch einfach nur in dieser Qualität geschrieben. Wie gerne hätte ich die Formel gefunden, wie wir einfach in diese Qualität wechseln können. Denn darum dreht es sich ja…: „Wie können wir als Menschheit in die Qualität der Verbundenheit wechseln?“ Wie gerne hätte ich eine einfach Antwort präsentiert. Und wie leicht ist es, der Illusion einheim zu fallen, dass es sich doch – weil ich es in mir fühlen kann – einfach manifestiert, einfach da ist.

Das ist die andere Seite des Grates auf dem ich gehe – die Verlockung der Schönheit und Vollkommenheit des Neuen Seins. Die Gefahr des Verlorengehens in der Welt unseres Potentials und Verlust des Kontakts zu der konkreten Realität in der wir leben.

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Und so ist es diese Spannung, der ich immer wieder in mir begegne in Bezug auf dieses Buch. Es ist nicht ein „Gute Welt“ Buch, auch kein „Ich weiß wie es geht und zeige es Dir“, auch kein „Es ist alles für’n Arsch und wir können aufgeben“ und kein „Die anderen sind Schuld“. Es ist ein freilegen der Spannung zwischen den Polen. Ein freilegen des Kampfes von Licht und Dunkel. Und ein ertasten und Samen legen für den Weg der Mitte. Für den Grat zwischen den Welten, zwischen den Polen, als auch ein Raum, in dem alle diese Extreme enthalten sind. Es ist ein Plädoyer für die unangenehme Wahrheit, dass wir diejenigen sind, die die Entscheidung treffen – für das Licht oder das Dunkel, für die Liebe oder die Angst, für die Verbundenheit oder die Trennung. Aber nicht, weil oder wenn es sich schön anfühlt – sondern gerade da, wo der Stachel am tiefsten sitzt. Und das ist… in weiten Teilen unangenehm und an vielen Stellen eine tiefe Erleichterung. Es führt zu einem Punkt – dem Punkt, an dem jeder Einzelne in sich die gesamte Verantwortung trägt: Für seine ganz eigene Entscheidung.

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Für mich ist auch nicht einfach zu sehen, dass etwas in mir dachte (oder hoffte), dass es nun doch klar ist, wie es geht. Ich hatte das Buch geschrieben, ich hab das alles gefühlt, ich kenne die andere Welt, ich bin den Schatten in mir begegnet, und ich hab all die Punkte gezeigt bekommen, an denen es knirscht. Und dann… statt das es jetzt „besser“ wird, das Neu einfach aufgeht und es mir gut geht, lande ich in der größten Krise meines Lebens. Wirft das Leben mich in Situationen die mir auf so krasse Weise aufzeigen, wo ICH in Illusion lebe. Wo ICH wirklich scheiße bin. Wo ICH so tief traumatisiert bin, dass ich das nur Schrittchenweise freilegen und berühren konnte. Wo ICH auf andere Menschen und die Welt projiziert habe, was zutiefst in mir in Unfrieden war.

Die Wellen die das schlug waren enorm. Es gab lange Strecken in dieser Zeit, wo allein die Beschäftigung damit, nicht völlig in den Abgrund zu stürzen, alle Energie gekostet hat – und alle meine Beziehungen in Mitleidenschaft gezogen hat. Ich bin nicht stolz darauf, ich fand es lange einfach nur furchtbar und zutiefst beschämend, dass mir das geschehen ist, dass ich so war. Bis es sich langsam lösen durfte, bis es langsam heilen durfte. Bis ich mir und den anderen vergeben konnte. Und bis in der Asche nach dem Brand das neue Pflänzchen fühlbar wurde.

Heute kann ich sehen, dass all das mich an die Stellen geführt hat, wo ich nicht entschieden war. Wo ich Tor war für die dunklen Kräfte. Und ich bin dankbar dafür, dass das Leben mir die Chance geschenkt hat, diesen Stellen zu begegnen und eine neue Entscheidung zu treffen und dieser Entscheidung zu folgen. Zu lernen, was das eigentlich wirklich heißt, dem Licht und der Liebe zu folgen. An den Stellen, die ich nicht sehen wollte und denen, wo ich es nicht sehen konnte, wo es schlicht und einfach zappenduster ist.

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Und da gehe ich nun – auf dem Grat zwischen den Extremen, der Weg der Mitte. Viel stiller und unaufgeregter und viel weniger „toll“, wie ich einmal dachte. Viel weniger „wissend“ als wie ich mich gesehen hatte. Eine Demut und Stille ist mit mir, die ich früher nicht hatte. Frieden wächst an den Stellen, wo ich es schaffe, mich in der Stille zu den Dingen zu setzen. In den Konflikten zu sein, die ich in mir und meinen Beziehungen kläre oder die ich begleiten darf. Viel weniger „tun“, viel mehr schlichtes da-sein. Zulassen von Andersartigkeit. Weniger persönlich nehmen. Klarer in meinen Grenzen sein. Viel weniger Träumerei. Ein ankommen in Leben wie es ist – mit dem Kompass im Herzen zu dem, was mir wahr und heilig ist.

Und ich halte dieses Buch in den Händen und spüre die Samen, die es in sich trägt. Spüre die Schönheit, und die Krassheit, die in ihm schwingen. Spüre seine ganz eigene Kraft, dem Frieden zu dienen. Und fände wunderschön, wenn es weiter in die Welt raus geht und zu denen kommt, die seine Samen ernten und keimen lassen können – denen es hilft, die eigenen Abgründe zu befrieden.

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Möge es den Weg erhellen und dem Frieden dienen, auf seine ganz eigene Art.

Aus Liebe
für die Liebe
Karin

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Einzelne Exemplare sind noch bei mir erhältlich.

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2024-04-23T09:07:51+02:00

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