20.11.2024
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MEIN HERZ LEGT SICH EINEN MANTEL UM

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… diesen Satz sagt Aline gerade zu mir, mich spürend, wo ich gerade bin. Seit dem Morgengang zum Pferd laufen einfach nur noch die Tränen aus mir raus und ich spüre eine Erleichterung, weil endlich diese grundschwingende Traurigkeit in Fluss kommt. Und ich fühle ein Anhalten, ein mich in den Arm nehmen, ein meine Vorhaben für den Vormittag zur Seite legen und für mich da sein.

So geht es nicht mehr weiter. Ich stehe vor Gott, vor dem Himmel, vor allem, was mir heilig ist, und trete aufrichtig hervor und zu mir hin: So geht es nicht mehr weiter.

Ich bin stark, ja, und ich gehe weiter, das weiß ich. Ich vertraue mir und dem Leben, ja, aber ich habe Bedürfnisse, die einfach schon so lange in mir schwingen und sich einfach nicht erfüllen. Ich bin konsequent meinen Weg gegangen, immer so gut ich konnte – und es reicht nicht. Es reicht nicht, um die Welten zu verbinden, die ich in mir spüre. Auch wenn ich spüre und weiß, dass sie eigentlich eins sind – in mir kommt einfach etwas nicht zusammen, was anderen entweder möglich ist (oder zu sein scheint) oder egal. Aber in mir… ist dieses immense Sehnen und ich finde einfach kein Leben und keinen Ausdruck, der das wirklich widerspiegelt. Ich finde es einfach nicht.

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„Du musst geben. Aus Deiner Fülle geben, dann wird das Leben Dir antworten und es wird zu Dir zurückfließen“.

Ja, ich weiß, dass das wahr ist. Und ich spüre, dass ich da nicht durchgehend bin. Ich kenne den Raum wenn er da ist, kenne das Gefühl einfach aus mir heraus zu geben, die Freude und auch die Lust darin. Ich kenne aber auch, dass der Fluss ohne jegliche Veränderung meinerseits einfach wieder versiegt. Mehrfach.

Ich auch, dass ich unendlich lange gebraucht habe überhaupt an dem Ort zu landen, wo „ich“ wirklich ich bin, wo ich mich in meiner Essenz befinde. Wo ich nicht mehr versuche gelernten Bildern zu entsprechen genauso wie nicht mehr aus meinem Hochmut eine Trennung zur Welt zu machen. Beides – das Anpassen und das Drüberstellen – habe ich ausgelotet, erkannt, gehen lassen. Ich kann nicht garantieren, das keine Spuren mehr davon da sind, aber die Grundzüge sind gelöst, das bin ich nicht mehr.

Auf dem Weg habe ich Einsicht bekommen – vor allem in die tiefen Traumaschichten, mit denen ich es hier zu tun habe. Das geht weit in die Geschichte und auch ganz konkret in diesem Leben: Ich kenne es nicht, dass ich geborgen bin auf dieser Erde. Das ist eine meiner Permafrost-Traumaschichten: Die unglaublich tief sitzende Erfahrung, dass ich hier nicht geborgen bin und das auch mein geborgen sein in Gott mir auf der irdischen Ebene nicht hilft. Ich kenne es nicht, mich irdisch geborgen zu fühlen – ich meine wirklich bis in die Tiefe, in den Urgrund meines Seins, in meinen Zellen. Und damit bin ich in Kontakt: Mit dem Bodensatz, der in Panik ist, der sich hier nicht sicher fühlt, sich nach Geborgenheit sehnt.

Es fühlt sich an, als hätte ich Ebenen von sicherem Boden sowohl im irdischen als auch im göttlichen, aber da kommt was einfach nicht zusammen, will sich nicht verbinden. Fühlt sich immer wieder an wie eine Mauer, oder inzwischen eher wie sich abstoßende Magneten. Da ist ein Bruch den ich versuche zu schließen und gerade, in diesem Moment… das Gefühl von „ich kann nicht mehr“ und „es geht nicht. Ich lasse los.“

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Kurz kommt auch die Seite vorbei, die immer wieder sagt: „Du musst noch besser werden“ in allen möglichen Facetten. Ich müsste noch dies und das und sell machen, damit es endlich geschehen kann: Dass die Welt, die Menschen und ich zusammen kommen. Dass es sich vereint, zu einem Fluss wird. Im beruflichen, meinem Ausdruck in der Welt, müsste ich… besseres Marketing machen, ein klareres Angebot, oder eben einen Job finden oder… immer ist das, was ich tue nicht ausreichend. Immer das Gefühl, noch nicht gut genug zu sein.

Aber eigentlich… so fühle ich mich nicht, nicht mehr. Ich arbeite kontinuierlich und gebe mein Bestes. Ich sehe meine Schwächen und gehe sie an. Ich schaffe sogar, mich inzwischen wohl zu fühlen in Sichtbarkeit. Ich regle meine Altlasten. Ich habe mich aus etlichen Niederlagen und Sümpfen wieder vorgeholt und gehe immer noch weiter. Da ist ein unaufhörliches Tierchen, was immer läuft und immer laufen wird, weil es weiß wo es hin will.

Das macht ein eigenartiges Gefühl… denn solange ich mir gegenüber noch Misstrauen hatte (das Gefühl, es nicht richtig zu machen) oder der Welt gegenüber (die einfach nicht will, was ich zu bieten habe), solange konnte ich immer noch denken es liegt daran, dass da halt noch was überwunden werden müsste… mit der immer währenden Hoffnung, dass „es dann irgendwann funktioniert“. Aber das ist jetzt seit 20 Jahren so… ich gehe weiter und weiter und: Es „funktioniert“ nicht. Die Welt und ich scheinen nicht so zusammen zu kommen, dass es für beide stimmt.

Da muss ich mal einen Moment innehalten. Denn ich fühle, dass da wirklich was neu ist: Ich spüre wirklich nicht mehr diese Seite, die entweder mich oder die Welt verurteilt hat dafür, dass es „nicht klappt“. Vielmehr stehe ich einfach da und nehme war: Es klappt nicht. Und: Ich weiß nicht warum.

Ja. Ganz ehrlich: Ich weiß nicht warum.

Ich weiß es nicht. Aber es ist so: Hier kommt was einfach nicht zusammen. So sieht es ehrlicherweise aus.

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Atmen.

Gott, tut das gut!

Hier findet gerade Erlösung statt.

*

Vor mir tauchen einige Menschen auf, die ich als „erfolgreich“ in dem Sinne erlebe, wie ich es auch gerne wäre. Die Kollegen, Freunde, die eine ähnliche Arbeit machen und die Praxen voll haben – und auf der anderen Seite bei mir Rat suchen, mich als Vorbild nehmen für etwas, was sie in sich suchen… (what a joke!). Ja, das bin ich… aber sie haben die Praxen voll und ich nicht. Und ich kann das gerade einfach mal so stehen lassen ohne diese nagende Frage von „warum schaffen die das und ich nicht?!“.

Dann die Menschen, die mir Vorbild sind und ich als Erfolgreich empfinde, aber eben auch Räume leben, die ich nicht zugänglich habe. Nicht nur auf der beruflichen Ebene, auch die mit Kindern und Familie, die sich „gesund“ anfühlen. Wie eingefunden in ihrem Leben – mit großem Erfolg, Boden und Stabilität, mit einem klaren „das bin ich“ und klaren Verantwortlichkeiten und Bezügen. Das kann ich beneiden… aber das ändert nichts daran, dass ich das nicht habe. Bzw. meine Form da anders ist, sich aber anders anfühlt.

Ich habe eigene Familie (ja sogar Familien…), aber die Bindungsform ist anders als die der Blutsverwandtschaft und wir teilen den Alltag nicht. Ich habe Arbeit, aber auch hier ist die Form anders als das, was die meisten als Arbeit bezeichnen (das, womit man Geld verdient). Auch das ist bei mir irgendwie anders.

Und dann… halte ich mal wirklich inne und lausche MIR. Breiter und umfassender, beziehe alles mit ein, was das Leben mir spiegelt als: Das bin ich auch. Und was ich da sehe, spüre, ist ein Wesen, ein Mensch, der in einigen Dingen anders tickt und sich anders ausdrückt als sein Umfeld.

Was, wenn es genau so richtig ist? (Hihi… da muss ich grinsen – wie oft stelle ich meinen Klienten diese Frage!) Was, wenn es wirklich ganz genau so richtig ist und genau durch diesen Druck, den das Leben da in mir erzeugt, das hervorgebracht wird, was durch mich in die Welt will?

Denn ich halte die Stränge: Ich halte in Liebe die Verbindung zu meinem Wesen, meinen Werten, meiner Wahrheit auf der einen Seite genauso wie meine Verbindung zur Welt, den Gesetzen dieser Realität und meiner Liebe zur Erde, den Menschen und allen Wesen. All das ist heilig, all das ist eins. Und ich weiß, dass es auch in der Tiefe, da wo ich mich zu Hause fühle, eine Verbindung gibt, die hier Form finden kann. Ich weiß, dass es einen Weg gibt, wo ich mich nicht länger aufteilen oder spalten muss, um sowohl ich als auch Teil dieser Welt zu sein. Ich weiß, dass das zusammen kommen kann.

Das lebe ich. Das ist meine Arbeit. Meistens (noch ;-)) ohne Bezahlung. Im Kern nicht mal mit dem Wunsch nach Bezahlung, weil nicht daran gebunden. Nur mit der Klarheit, dass die Welten erst dann verbunden sind, wenn ich ich bin UND mich in dieser irdischen Welt geborgen und sicher fühle.

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Da geht gerade noch ein Bild auf, ich denke an Jesus. Er steht mit seiner Geschichte irgendwie beispielhaft für die Spaltung, die ich auch in mir spüre – und die wir (jetzt sag ich’s mal…) auch kollektiv tragen. Denn er drückt durch sein Leben und vor allem sein Ende eben auch aus, das „wenn ich für meine Wahrheit der Einheit mit Gott gehe und lebe, dann werde ich von denen, die das anders sehen, getötet“. Das steckt uns tief in den Zellen… das Kreuz, die Hexenverbrennungen, die Verfolgung der Andersdenkenden.

Ich glaube es ist Zeit für ein Update dieser Geschichte!

Das spüre ich als zutiefst wahrhaftig in meinen Zellen… es ist Zeit, eine neue Realität zu leben als die, am Kreuz zu landen. Es ist Zeit, dass die Einheit mit Gott im menschlichen Sein FRÜCHTE TRÄGT. Dass sie uns florieren lässt. Dass sie freudvoll ist. Dass sie lebendig und anziehend ist. Dass sie IRDISCH GEBORGEN ist. Das fühle ich in mir. Das sucht mein Sein. Auf dem Weg dorthin streckt mein Pferdchen seine Nase in den Wind.

EIN MENSCHSEIN IN GOTT,
WO DER KAMPF AUFHÖRT
UND DAS IRDISCHE SEIN FLORIERT.

FRIEDEN.

WELTWEIT.

Davon träume ich.

Dafür lebe ich.

*

Vielleicht nimmt das noch ein paar interessante Biegungen und Wendungen, aber darin fühle ich mich wahrhaftig. Darin fühle ich mich vollständig enthalten, nicht mehr „drüber“ aber auch nicht mehr „drunter“, sondern einfach DA. Als die, die ich bin.

Und, um das auch noch zu sagen:

Es ist auch Zeit, nicht mehr alleine zu rennen. Ich rufe die anderen zu mir, die auch so „verrückt“ sind, in den vereisten Gegenden das Leben wieder aufzutauen und da lang zu gehen, stolpern, gallopieren, wo es nach dem Gras riecht, was so wirklich, richtig lecker schmeckt…

Hallo!

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2024-11-21T16:03:03+01:00
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