07.01.2025
|
DEM VERBORGENEN BEGEGNEN
|
Ich wache auf. Die letzten Nächte schon hatte ich krasse Träume und überhaupt ist in den letzten Wochen, den letzten Tagen, dieses innere Schreien noch mal so groß geworden. Und an diesem Morgen in der großen, tiefen Stille mit mir selbst, sitze ich mit der Frage, was es braucht. Stelle sie nicht direkt, bin ruhig und nicht fordernd, aber es ist ernsthaft, aufrichtig und tief. Ich stehe ganz offen da und möchte ehrlich, dass sich ein Weg auftut, in dem dieser stille, stumme Schrei endlich Frieden finden kann.
Aufatmen.
Stille.
Kein Tun greift hier, nichts von dem, was ich kenne.
Und in der Ruhe sinke ich und steigt ganz langsam ein Gedanke auf:
„Let’s create something out of it. Let’s turn it into art.“
Ich muss an einen Bekannten denken, der seine inneren Abgründe in sehr beeindruckende Ölgemälde verwandelt – ansonsten ein herzensguter, feiner Mensch, aber diese Bilde: So krass, pervers! Und ich denke an Jon Batiste und Suleika Jaouad – die beide als Paar die Brutalität des Lebens in ihre Präsenz, in ihre Kunst gießen. Und ich sehe auch mich, wie ich das selbst schon an so vielen Stellen getan habe… ihr habt das eine oder andere davon schon hier zu lesen bekommen.
Und jetzt sitze ich da und dieser Gedanke sinkt in meine innere Stille. Ich kann spüren, fast hören, wie es „Klick“ macht – und etwas einrastet und diese Seite in mir berührt. Wie ein Schleier legt sich die bisher trennende Schicht zur Seite und ich sehe das ganze Ausmaß dessen, was da eigentlich schreit. Ich weiß das natürlich schon lange, aber jetzt: Lasse ich es volständig zu. DAS ist es. Und DAS braucht Ausdruck. Nicht die ganzen Schichten obendrüber… Die sind auch wichtig, ja, aber DAS muss berührt, bewegt, gelebt werden, damit dieses Schreien endlich Ruhe finden kann.
Hier gerade darüber zu schreiben ist interessant, denn das, was ich da sehe ist genau das, was ich eben NICHT auf Facebook stellen kann, was NICHT in die Öffentlichkeit gehen kann (zumindest noch nicht). Was nur in mir und meinem nächsten Umfeld da ist, aber das reicht nicht. Und ich mich immer wieder frage: Wie findet das den RICHTIGEN Raum? Wie kann das dienen? Wie kann das wirklich heilen, und zur Heilung anderer beitragen? Denn DARUM geht es doch, nicht um die ganzen Dinge an der Oberfläche.
Nun habe ich sehr viel Zeit und Aufmerksamkeit im letzten Jahr darauf gelegt, meinen Weg aus der Tiefe eben genau zu dieser „Oberfläche“ zu finden – zu den anderen, zur Welt, zu dem „da draußen“. Und das ist super, ich bin mega froh darüber. Denn da IST nun Verbindung, da ist Kontakt. Und da ist Berührung und Wirksamkeit.
Und genau das hat den Boden gelegt, für das, was jetzt hevor kommt und mich zu sich ruft. Es will leben. Es ist Zeit, mich dem wieder zuzuwenden.
Ich fange an diesem Morgen also an zu schreiben. Ich schreibe das Verborgene, ich schreibe meine Dunkelheit… beginne damit. Hole alte Tagebücher raus, nehme den Faden auf. Fast 22 Jahre meiner Geschichte. Ich habe begonnen und weiß nicht, wie groß und was das wird. Aber es ist wichtig, dass ich das schreibe.
Und seitdem sitzt meine Kleine – die vorher so geschrien hat – strahlend neben mir und ist im Glück. Bliss. Endlich… Endlich endlich wird sie ernsthaft betrachtet, nicht nur besorgt oder therapeutisch. Endlich geht es ganz pur um sie. Endlich wird ihre Geschichte geschrieben.
*
Ich schreibe das hier – nicht um Dich neugierig zu machen, was es denn nun ist, da in meiner Dunkelheit. Sondern vielmehr, um Dich einzuladen, solltest Du etwas in Dir spüren, was immer und immer und immer wieder ruft, schreit, tobt, und Du es einfach nicht berührt kriegst, es endlich loswerden willst, ums verrecken genervt davon bist oder irgendwann resigniert hast…
Trau Dich.
Trau Dich, Dir da zu begegnen. Traue Dir zu, auszuhalten, was Du da siehst und bist. Traue Deiner Dunkelheit und Deiner Liebe zu, Deinen Weg der Heilung zu finden.
Denn den gibt es, immer. Und manchmal braucht es Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte und Jahrtausende, bis sich die offenen Enden endlich schließen können und Ruhe, Frieden finden.
Denn diese Seiten brauchen uns, brauchen, dass unser Herz, unsere Liebe groß genug ist, ihnen zu begegnen…
WIE SIE SIND.
Ich glaube zutiefst, dass wir dafür eigentlich hier sind.
Die Fäden zu öffnen und wieder zu schließen.
Das ist Leben, Puls, Rhythmus – zwischen Dunkelheit und Licht, in Dunkelheit und Licht.
Willkommen im Leben.
*
Mit viel Liebe
Karin
.
.
Weitere Beiträge dieser Art…
.
.
.
